Die ECL (Eltville Cruise Line), eine Tochtergesellschaft des RVE (Ruderverein Eltville von 1919 e.V) veranstaltete unter der Leitung des Kapitäns Klaus Schwarz und der Chefin für Verpflegung und Service Ursel Schwarz eine Neuauflage der legendären Kreuzfahrt auf der Lahn. Hier eine kritische Würdigung der aktuellen Fahrt im Oktober 2018.

 

Fahrtroute, Sehenswürdigkeiten

Am Samstag, den 20.10. stach die Flottille des ECL, bestehend aus den Schiffen „Franz Henkel“ (Dickschiff), „Alta Villa“ (Klassischer Vierer) „Sissy“ (Lady-Zweier) und „Burg Crass“ (Flotter Zweier) unter dem Kommando des Flottenkapitäns Klaus Schwarz in See (Lahn). Es galt die Strecke von Limburg bis Bad Ems – insgesamt 45,5 km – zu bewältigen. Auf dieser Route mangelt es nicht an spektakulären Sehenswürdigkeiten: Limburger Dom, Schloß Oranienstein,  Diezer Schloß, Schloß Schaumburg Balduinstein, Kloster Arnstein in Obernhof, Freiherr von Stein – Denkmal in Nassau,  Historisches Lahngasthaus in Dausenau, Kurhaus und Kaiserpromenade in Bad Ems. Doch das eigentliche Highlight ist das Lahntal selbst. Man kennt sie, die großen Kreuzfahrtrouten: Die Inlandspassage in Alaska, die Hurtigroute durch die Fiorde Norwegens. In dieser Liga spielt auch das Lahntal. Ein tief eingeschnittenes Tal, hoch aufragende Felswände, kilometerlang unberührte Natur zu beiden Seiten, unüberschaubare Wälder in herbstlicher Farbenpracht. Zu Recht zieht es die Ruderfreunde des RVE seit vielen Jahren im Herbst an dieses Kleinod aus Natur und historischen Baudenkmälern. Ja, die Lahn ist ein Muss für jeden Ruderfreund. 

 

Sportliches Angebot und Unterhaltung an Bord

Zunächst ist einschränkend festzuhalten, das sich das sportliche Angebot an Bord auf Rudergeräte beschränkte. Dieser Nachteil wurde dadurch mehr als ausgeglichen, das sich von jedem Gerät aus eine direkte Sicht auf das Wasser und Landschaft ergab. Ungehindert schweifte der Blick über die vorbeigleitenden Ufer mit den herbstlich gefärbten Wäldern und den malerisch ans Ufer geschmiegten Orten. Die rhythmische fließenden Bewegung der Skulls, das leicht knarzende Rollen der Sitze – nur selten gestört von Wasserspritzern des Vordermanns/frau – erzeugten ein angenehm meditatives Flair. Das Vor- und Zurück im Boot bringt auf wundersame Weise das Boot als Ganzes in Fahrt. Leider ist dieser Fahrtfortschritt an den Lahnufern nur recht grob in halben und ganzen Kilometern abzulesen. Hier sind wir vom Rhein eine feinere Einteilung in 100m Schritten gewöhnt.

Schwimmen an Bord war eigentlich nicht vorgesehen, mit Ausnahme der „Franz Henkel“. Hier bildete sich mit zunehmender Fahrtdauer binnenbords ein beachtlicher Wasserstand, so das zumindest die Klamotten an Bord schwimmen konnten und die Füße nass wurden. In Zukunft muss man dieses Boot wohl stets mit einem Schwamm (zum kontinuierlichen Entwässern) fahren.

Die Unterhaltung an Bord hing sehr stark von der Eigeninitiative der Gäste ab. Der Verfasser konnte feststellen, das es daran nicht mangelte. Freundliche Konversation, nicht selten von herzhaftem Lachen durchbrochen, war die Regel. Geradezu offensichtlich wurde dies, wenn die Bootsflotte dicht gedrängt in den Schleusen lag. Je tiefer das Wasser sank, desto höher stieg die Stimmung, desto lauter wurde das Lachen. Das Ganze kumulierte dann im dreimaligen „Hipp Hipp Hurra“ auf den Schleusenmeister bei der Ausfahrt.

 

Kulinarisches Angebot, Verpflegung, Service

Es ging schon gut los. Bevor der erste Skull durch Wasser gezogen wurde, mussten wir in Limburg den 80. Geburtstag unserer Brigitte mit einem guten Schluck feiern. In Balduinstein legten wir dann bei strahlendem Sonnenschein zu einem Picknick an, wie es nur unsere Ursel zu gestalten weiß. Erschwerend kam hinzu, das unsere Carmen uns dabei in die Pflicht nahm, die Überproduktion der Firma „Henkell Trocken“ etwas zu reduzieren. Mit fatalen Folgen für die Fahrtenkasse. Die Flüssigkeit musste ja wieder weg. Vor den Toiletten stand aber ein Cerberus in Gestalt einer Frau, die genau mitzählte, wie oft die Häuschen aufgesucht wurden und es nach jeder Nutzung sofort wieder abschloss. Jeder Gang musste dann berappt werden. „Pecunia non olet“.

 

Dann ging es nach Obernhof. Das Weingut Massengeil war leider geschlossen, in dem seit fünfzig Jahren eingekehrt wurde. Statt „Zwiepi-Schnitzel“ gab es diesmal „Pizza Calabria“ bei Toni im Hotel am Goetheberg. Gutes Essen, tolle Stimmung. Auch der Gasthof Stern in Nassau war eine gute Wahl für das Mittagessen am nächsten Tag. Von da war es nicht mehr weit bis zur abschließenden Kaffeetafel oben im Bootshaus in Bad Ems mit Blick auf den Fluss. Wir Eltviller erinnerten uns dabei wehmütig daran, dass auch wir einstmals solch einen Raum zum Feiern hatten. „O jerum, jerum, jerum, o quae mutatio rerum!“

 

Die Crew

Klaus. Kompetenz durch jahrzehntelange Erfahrung. Mit Lahnwasser getauft. Strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Klare Ansagen und sensible Führung.
Ursel. Die starke Frau unseres Kapitäns. Was sie plant und vorbereitet klappt. Stets kommunikativ und freundlich. Und wenn man sie nicht sieht, man hört sie.
Brigitte Roth. Unser Nesthäkchen. Vor wenigen Tagen 80(!) geworden. Rudert, wie eine 30-jährige. Ein Vorbild für uns alle.
Manon. Frau unseres Präsidenten Andreas. Hat ihn gut vertreten. Freundlich und kommunikativ.
Judith. Unsere stellvertretende Präsidentin. Rudert wie aus dem Lehrbuch, elegant und effektiv. Hatte nur wenig Augen für die schöne Landschaft sondern meist für Rainer aus Heidelberg
Reinhold. Ein bärenstarker Skuller. Es macht Spaß mit ihm zu rudern und mit ihm zu feiern. Mit ihm in der Runde ist gute Stimmung garantiert.
Peter. Die Stütze und Hilfe nicht nur in den Schleusen. Ein besonnener und erfahrener Kamerad. Wenn er das Boot führt, fühlt man sich sicher.
Ulla. Ist seit Menschengedenken bei den Lahnfahrten dabei. Und sie kann erzählen von heftigen Gewitterstürmen oder festgefrorenen Skulls bei wilden, früheren Fahrten.  
Stefan. Zunächst musste er ja noch zum Männerballett. Als er dann endlich kam, hatten wir den Turbo in der „Franz Henkel“. Respekt! Die Kilometer flogen nur so.
Norbert. Stolzer Besitzer einer Anhängerkupplung zum Ziehen des Hängers. Hört schlecht und auch nur das, was er will. Verfasser dieses Testberichts.

Weitere Crewmitglieder:
Christina. Frank. Rainer Sommer. Carmen. Gabi. Brigitte S.Karl-Heinz.

Unsere Gäste:
Ursel aus Hann-Münden, Wolfgang aus Bad Ems, Rainer aus Heidelberg

 

Bericht: Norbert Hämmerer