Am Samstag, dem 24.10. um 8.30 Uhr fanden sich 15 mehr oder weniger Ausgeschlafene bei bedecktem Himmel am Vereinshaus in Eltville ein: Ursula und Klaus Schwarz, Heinz Schneider, Reinhold Frank, Norbert Hämmerer, Brigitte und Rainer Sommer, Gabi Steuerwald und Peter Borrmann, Cornelia und Wolfgang Füssenhäuser, Erika und Hajo Elsner sowie Ursel Ries vom Mündener Ruderverein und Detlef Doehnert vom Ruderverein Ludwigshafen.

Die Franz Henckel, die Alta Villa und die Gutenberg waren schon am vorausgegangenen Donnerstag auf unseren Bootsanhänger verladen worden. Schnell waren das Gepäck und – ganz wichtig, die Taschen mit der Fourage für die Picknicks auf drei Autos verstaut, die Mitfahrenden auf die Autos aufgeteilt und ab ging es, nach Diez zur Aarmündung in die Lahn. Die Limburger Schleuse ist seit über einem Jahr außer Betrieb.

Die Paddler waren diesmal nicht in Diez anwesend. Das Aufriggern und Einsetzen der Boote ging flott und ohne lange Paddlergesichter reibungslos über die Bühne. Gegen 10.30 Uhr ging es ab Flusskilometer 84,1 die Lahn hinab. Ab KM 84,5 begann der Naturpark Nassau. Das bunte Herbstlaub reichte stellenweise bis an den Fluss heran, kein Autoverkehrslärm störte das rhythmische Einsetzen der Skulls. Nur ab und zu kam ein Zug auf der Uferstrecke. Das Wetter hätte etwas aufklaren können, aber Gott sei Dank gab es keinen Regen. Vorbei ging es an Daubach (KM 89,0) und unter der Straßenbrücke Balduinstein (KM 90,7) hindurch. Auf dem Berggipfel grüßte das Schloss Schaumburg den Taunus, das Lahntal und den Westerwald. Gleich darauf schloss sich der Cramberger Bogen an. Obwohl die Luftlinie nur 700m bis zum Auslauf des Wasserkraftwerks Cramberg  betrug, ruderten wir 7 km den Bogen entlang.

Nun kam die Schleuse Cramberg. Für zwei unserer Mitruderer aus der Franz Henckel war es die erste Schleuse überhaupt. „Halbe Kraft!“ „Ohne Kraft!“ „Ruder Halt!“ Mein Gott, was sind die Schleusenkammern schmal. „Backbordskulls beilegen!“ „Noch ein Stückchen nach vorne, bis hinter die gelbe Linie!“ „Steuerbordskulls auslegen, Boot stabilisieren!“ Alle drei Boote sind drin. Schon schließen sich die Oberwassertore. Der Schleusenmeister öffnet die Schütze in den Unterwassertoren. Das Wasser rauscht hinaus. Von nun an geht´s bergab. „Aufpassen, dass die Ausleger sich nicht in der Schleusenwand verhaken.“ „Dem Schleusenmeister ein dreifaches Hipp Hipp Hurrah.“  Die Tore öffnen sich Wir sind unten, aber noch nicht draußen. Mit beigelegten Backbordskulls kann man nicht rudern. Zum Glück haben wir Paddelhaken dabei. Mit deren Hilfe manövrieren wir uns aus der engen Schleusenkammer. Geschafft. Endlich wieder „Frei weg!“ Die gleiche Prozedur wiederholt sich in der Schleuse Scheidt (KM 96,7).
Langsam machte sich ein Hungergefühl bemerkbar. „Wie weit ist es noch?“ „Noch 2 mal 3 Kilometer.“ Und tatsächlich in Laurenburg (KM 102,0) gehen wir an Land. Ursel zaubert ein herrliches Picknick mit frischen Brötchen, Wurst, Käse und diversen Beilagen auf einen vorgefundenen Biertisch. Wein wird ausgeschenkt. Die „andere Ursel“ reicht wunderbaren, selbst gebackenen Mandelkuchen und Süßigkeiten in die Runde. Geht´s uns gut!

Aber alles hat einmal ein Ende. Einpacken, einsteigen und weiterrudern, vorbei an der Wasserskistrecke (KM 103,4 bis 104,5) mit Sprungschanze und Slalombojen. Oh Gott, was fällt das Rudern schwer. Ich hätte vorhin vielleicht doch weniger essen sollen. Schon gibt das Einfahrtsignal (KM 104,8) die Schleuse Kalkofen (KM 105,8) frei. Und…..“same procedure as before at Cramberg gate.“

 

In Obernhof (KM 110,0) heben wir die Boote aus dem Wasser. Die drei Fahrer erwischen gerade noch den Zug nach Diez, um die Autos samt Bootsanhänger abzuholen. Wir gehen derweil mit unserem Handgepäck und den Bootsfahnen den Berg hinauf ins Weingut Massengeil, wo wir mit launigen Sprüchen und gutem Lahnwein den Ausblick auf das Kloster Arnstein genießen.
Die Autos sind da. Wir fahren nach Weinähr in unser Nachtquartier, ins Weinhaus Treis. Obwohl es nur 26 Kilometer waren, sind wir ganz schön geschlaucht. Aber nichts von wegen frühem Schlafen gehen. Im Weinhaus Treis war Oktoberfest mit entsprechend lautstarker Musik zum ausgesprochen guten – redlich verdienten – Abendessen. Aber fleißig war der Sänger, die 60-er, die 70-er, die 80-er, kein Jahrzehnt wurde ausgelassen.

Nächster Morgen (So. 25.Okt.  7.30h) Alle erscheinen zum üppigen Frühstücksbuffet. Die Autos werden nach Bad Ems verbracht. Die Fahrer kommen mit dem Zug zurück nach Obernhof. Die Nichtfahrer wandern über den Berg um die Ecke und machen die Boote startklar. Die Fahrer sind wieder da und los geht’s mit dem Rudern. Bei leichtem Hochnebel leuchten die Bäume in ihren schönsten Herbstfarben. Bei KM 111,1 passieren wir die Mündung des Gelbaches und das Schloss Langenau um dann bei KM 113,0 in die Schleuse Hollerich einzufahren. Auch die ist schmal und wieder folgt die gleiche Prozedur, wie am Vortag geübt. Nun wird die Lahn ganz breit, viele Motoryachten liegen an den Ufern vertäut. Wir nähern uns Nassau (KM 116,6) mit seiner Burg, die als der Stammsitz der niederländischen Königshauses gilt. Bei KM 117,5 beendet der Schleusenwärter seine Mittagspause etwas früher und schleust uns durch die Schleuse Nassau. Vielen Dank.

 

Huch, hier vor Dausenau gibt’s  ja rote und grüne Bojen. Sie sehen ob ihrer normalen Größe in der engen Lahn schon ein wenig seltsam aus. Wir passieren Dausenau (KM 120,8) mit seinem schiefen Turm, seinem alten Wirtshaus an der Lahn und seiner tausendjährigen Eiche und schleusen bei KM 122,3 durch die Schleuse Dausenau. Bei KM 124,3 erreichen wir den Ruderverein Bad Ems, den Heimatverein unserer beiden Fahrtenleiter Ursula und Klaus Schwarz. Ein freundlicher Emser Ruderkamerad hat frische Weck besorgt. Worscht, Woi un Käs gibt’s auch, und….den berühmten Eierlikörkuchen von Klaus. Das Abschlusspicknick im Klubraum könnte nicht schöner sein.

 

Doch es liegen noch 15 km vor uns, und es wird früher dunkel, weil die Zeit in der Nacht umgestellt wurde. Also: Einpacken, Spülen, Aufräumen, Ade, Ruderverein Bad Ems. Wir müssen weiter. Danke für die freundliche Aufnahme.

 

Wir passieren die Promenade, den Schauplatz der Bismarckschen Emser Depesche, das Kurhaus mit der Spielbank. Die Fontäne sprudelt heute nicht. Bei KM 127,0 durchfahren wir die Schleuse Bad Ems und anschließend bei KM 129,3 die Schleuse Nievern. Langsam wird es dämmrig, aber wir schaffen die Schleusen Ahl (KM 133,1) und Niederlahnstein (KM 135,9) noch bei Tageslicht. Bei der Rudergesellschaft Lahnstein (KM 137,0) gehen wir endgültig an Land. Es wird dunkel, als wir die Boote auf dem Anhänger vertäuen. Einsteigen in die Fahrzeuge und ab nach Eltville. Die Boote werden morgen abgeladen.
Unsere neuen Mitruderer dürfen sich ab jetzt „Dr. rer schleus“ nennen. Es war wieder mal eine schöne Fahrt. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Teilnehmern und ganz besonders bei Ursula und Klaus Schwarz, die alles so trefflich organisiert und uns alle, wie schon so oft, mit wunderbaren reichhaltigen Picknicks versorgt haben. Sogar den Regen haben sie von uns ferngehalten.

Bericht: Hajo Elsner