Unter dem Titel „Den Rhein erleben“ wurde zu dieser Gemeinschaftsfahrt im Kirchboot von der RG Speyer und dem RV Eltville eingeladen und ging vom 1. bis 5. Sept. 2017 über die Bühne? Nein, eher rheinabwärts von Wiesbaden nach Düsseldorf. Zum Altvater, den ja alle kennen, ist wohl keine Erläuterung erforderlich. Was es mit „lecker Mädchen und Ösi“ auf sich hatte, wird noch im Verlauf dieser Sportreportage beantwortet. Beginnen wir mit den Teilnehmern, die da waren:
Steffi Haase-Goos, Ingrid Schreiber, Günther Schuff, Dieter Daut RG Speyer, Dieter Schulz – RV.Frankenthal, Reinhard Resch – LRV Ister und RV Eltville mit Jochen Franz (und Martina), Reinhold Frank, Franz Witterstein, Rainer Sommer, Norbert Hämmerer, sowie Ursel und Klaus Schwarz.

Freitag, 1.9., 9 h – Rampe am Hafen Schierstein in Wiesbaden, Boot auf dem Hänger und Mannschaft fast vollzählig, weil? Martina zählt ja noch nicht zum Kreis der „Ständig-frei-Habenden“ und konnte nur Sa und So rudern. Also, Boot „CHARLIE“ der RG Speyer wassern und mit Aktiven samt Säcken, sowie notwendiger Verpflegung beladen. Fertig zur Abfahrt und das Kommando „mit stehenden Blättern – los“?! Als altgedientem Riemenruderer stellte sich mir die Frage „warum das?“ Ich wusste sehr wohl, dass Kirchboote (auch) mit fix eingehängten Riemen gerudert werden, aber in unserem Fall? Ich ruderte also mit Einverständnis des Steuermannes die mir gewohnte Riementechnik. Zumal sich bei unserer Abfahrt wohl auch der Gegenwind etwas bremsend benahm.
Am Vormittag zogen wir an (auch mir) bekannten Orten wie Eltville, Freiweinheim, Geisenheim und Rüdesheim vorbei und machten beim Ruderverein in Bingen Mittag. Und Ursel waltete wieder – wie schon so oft in den Jahren vorher – ihres Mittagstafel – Amtes, gut und reichlich – wie immer. Ab durchs „Bingener Loch“, vorbei an den zahlreichen Burgen und natürlich an der Loreley – die sich noch immer in ihrer kühlen Schönheit am rechten Ufer präsentierte – zum Stadthafen von St. Goar. Während des Abendessens fiel ein immer ungeduldig werdender Jochen auf – seine Martine kam und kam nicht. Und doch, sie kam später – staubedingt.

Der Sa., 2.9., mit dem Tagesziel Neuwied startete bei trübem Himmel und die wetterfroschfähigen Handys, die über die Regenwahrscheinlichkeit befragt wurden, schätzten diese bis zu 70% ein. Nach der Mittagsrast in Lahnstein wurden ab Koblenz diese 70% klar mit 100% in Form gewitterartiger Güsse klar überboten. Trocken verlief dann aber der Marsch zum Abendessen im Bootshaus des hiesigen Rudervereins.

Am So, 3.9., stand die nächste Etappe bis Mondorf am Programm. Andernach, Brohl, Sinzig und Remagen zogen vorbei. Bis Linz? Da bedachte mich die Mannschaft mit einem dreifachen „Hipp, hipp, hurra“ in Gedenken an meine Einerfahrt von Linz/Donau nach Linz, die „rheinbedingt“ in Eltville endete. Es folgten weitere, geschichtsträchige
Kilometer wie Bad Honnef, Rolandseck, Bad Godesberg, Königswinter und Bonn bis zum Zielhafen. Da erwartete uns, bevor wir ins Hotel „Zur Bortsch“ kamen, ein Fest der hiesigen Feuerwehr und da mussten die diversen Kaffee- und anderen Trinkgelüste einmal befriedigt werden. Noch einige Worte zum Hotel. Der Wirt, ein überaus witziger und kommunikativer Gastronom, erklärte uns „Bortsch“ – das kommt von Börse, weil in vergangenen Zeiten Holzhändler hier ihre Geschäfte tätigten. Der Wirt war es auch, der beim Servieren „ die Mädchen zuerst“ bedachte und schließlich mit „lecker Mädchen“ unsere Ursel meinte. So richtig überrascht war ich dann, als ich nach gesagten „zwei“ dahingehend mit „das heißt ZWOA“ belehrt wurde. Es stellte sich dann heraus, dass eben dieser Wirt ein Oberösterreich-Fan war und in Kürze „Baumgartner Bier“ ins „Bierprogramm“ aufnehmen werde. Und das am Beginn der rheinischen Tiefebene. Noch eine Aussage desselben: „Ich hatte immer Pech mit den Frauen, mit zweien, die eine lief mir davon und andere ist mir geblieben!“

Am Mo, 4.9. war als Ziel den Hafen in Hitdorf vorgesehen. Mittag konnten wir beim Kölner RV von 1877 machen, wo wir sehr freundlich vom Vorsitzenden begrüßt wurden. Auf dieser Etappe lag Köln mit den vielen Brücken, u.a. die Hohenzollern-Brücke, die schon mit so vielen Schlössern behängt ist, dass angeblich die Gefahr der Neigung besteht – ob es stimmt, ich weiß es nicht. Noch ein Detail zum Kölner Dom: In einer kürzlich gesehenen TV-Doku wurde ein Planungsfehler festgestellt, nämlich dass die Längsachse um 38 cm abweicht. Diese Baumeister hatten damals schon Gewaltiges geleistet. Der Hafen in Hitdorf mit einer geschätzten Länge von einem Kilometer Länge musste
erst zurückgerudert werden, um dann anlegen zu können. Dank des vorzüglich organisierten Landdienstes konnten wir mit dem Mannschaftsbus in die DJH Köln-Riehl gefahren werden und um anschließend den Tag in einem „Echt-Kölsch-Lokal“ ausklingen zu lassen.

Am Di, 5.9., dem letzten Tag begleitete uns strahlender Sonnenschein mit vielen Biegungen durch die niederrheinische Tiefebene. Und an all den Tagen stellte ich mit einem vergnügten „Grinser“ ( Lächeln) fest, dass bei einigen, u.a. der Frühstücks Kaffee, doch starke Druckverhältnisse bewirkte und deshalb ein spontaner „Landgang“
mit spürbarer Freude und Erleichterung angenommen wurde. Vorbei in an bekannten Städten wie Leverkusen, Dormagen, Neuss, sowie an mächtigen Industrie- und Hafenanlagen bis hin zum Rhein-KM 474 in Düsseldorf. Diese Stadt aus der Ruderperspektive zu sehen war einfach toll. Toll nicht nur mächtige Rheinturm mit seinen 240 m, sondern besonders die architektonisch interessant gestalteten Bauten in
den „alten“ Hafenanlagen. Es war eine gute Idee, das Ziel und den Yachthafen so einzuplanen um dies alles zu sehen können.

Besonders erfreulich war die Tatsache, dass uns keine Rampe, sondern ein Bootskran erwartete, der das Boot – „ruck-zuck“ – vom Wasser auf den Hänger verbrachte. Na freilich mussten wir vorher von Bord auf eine sehr „wackelige“ Floßanlage – für manche eine Mutprobe. Also, Boot säubern, eine letzte Jause (auf österreichisch „Restlessen“)
und dann ein „Tschüss“ oder „Pfiat-di“, der eine oder andere Abschiedskuss oder „Busserl“ und bei manchen ein „etwas dicker Hals“! Abschließend vermerke ich, dass die Steuerleute trotz der dichten Großschifffahrts – Aufkommen während der ganzen Fahrt stets die Übersicht behielten und so Boot und Mannschaft heil über diese 242-Rhein-KM brachten. Mich beeindruckte dies deshalb so, weil die Donau mit dem Schiffsverkehr keine vergleichbare Dichte aufweist. Und es war auch für mich sehr interessant, was in Verlaufe dieser Fahrt an Informationen, Geschichten und „Gschichtln“ zu hören war. Es war eine – in jeder Beziehung – durchaus stimmige Fahrt ohne Schäden, weder an den Teilnehmern, noch am Boot.
Danke mit einem dreifachen Helau, äh hipp-hipp-hurra!

 

Reinhard Resch, Ösi